Zum Fest des Hl. Sebastianus 2021
Unsere Patrone und die Pandemie
Hl. Sebastian, San Pietro in Vincoli (Rom, IT), Mosaik 7. Jh., eine der ältesten Darstellungen des Heiligen, hier (noch) als älterer grauhaariger Mann in römischer Hoftracht (Georges Jansoone (JoJan), lizensiert unter
CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Den meisten Schützen und vielen der Website-Besuchern dürfte die im 5. Jahrhundert entstandene Sebastianus-Legende bekannt sein: Sebastianus bekennt sich als Mitglied der Prätorianer-Garde im Rom des Diokletian (spätes 3. Jh. n. Chr.) zu seinem christlichen Glauben. Vom Kaiser wird er zum Tod verurteilt und von Bogenschützen hingerichtet. Im Glauben, er sei tot, wird er zurückgelassen und dann von der Hl. Irene, die ihn für das Begräbnis vorbereiten sollte, gesund gepflegt. Anschließend tritt er erneut vor Diokletian und hält ihm sein Vorgehen gegen die Christen vor - er wird erneut zum Tode verurteilt und mit Keulen im Circus Maximus (oder je nach Überlieferung im Hippodrom des kaiserlichen Palastes auf dem Palatin) unter den Augen des Kaisers erschlagen (vermutlich am 20. Januar 288, das Datum, welches seinen kirchlichen Gedenktag festlegt). Sein Leichnam wird in die Cloaca Maxima geworfen und gefunden. Neben der Via Appia wird er dort, wo heute die Pilgerkirche San Sebastiano fuori le Mura steht, begraben. Ab etwa Mitte des 4. Jh. wird er als Märtyrer verehrt.
Nun stellt sich die Frage, wie ein von Schützen (vermeintlich) Getöteter, Patron der Schützenbruderschaften werden konnte. Die ältesten Sebastianus-Schützenbruderschaften sind um 1300 belegt. Allerdings ist davon auszugehen, dass diese (lediglich) das schon seit dem 11. Jahrhundert bestehende Patronat des Heiligen über die Kreuzritter auf die Schützenbruderschaften übertragen haben. Für die Kreuzritter wurde er als bekenntnismutiger christlicher Soldat (der Prätorianer) neben dem Hl. Georg zu einem ihrer Patrone erwählt. Auch in der Laudes der Kaiserkrönung wird der Hl. Sebastian zusammen mit dem Hl. Mauritius und dem Hl. Georg als einer der "Heeresheiligen" angerufen. Auf unserer Kompaniefahne ist er in der in Mitteleuropa eher unüblichen Darstellung als Soldat mit Schild und Speer abgebildet. Erheblich weiter verbreitet ist hierzulande die Darstellung als von Pfeilen durchbohrter, junger Mann, der an einen Baum oder Pfahl gebunden ist.
Wie bei vielen Heiligen wird auch er von weiteren Berufsgruppen (z.B. Zinngießer, Töpfer, Gärtner, Gerber, etc.) als Patron verehrt und gilt zudem schon sehr früh - seit dem 7. Jahrhundert - als Schutzheiliger gegen die Pest und andere Seuchen. Diese Zuschreibung rührt zum einen daher, dass man im Mittelalter annahm, diese Krankheit würde durch (unsichtbare) Pestpfeile übertragen und zur Abwehr von Pfeilen schien er besonders geeignet. Zum anderen wird berichtet, dass eine Pestepidemie in Pavia endete, nachdem seine Reliquien, eilig aus Rom herbeigebracht, durch die Straßen der Stadt getragen worden waren. Zumindest in unserer Region ist diese Schutzfunktion sicher eine der weniger bekannten Eigenschaften des Hl. Sebastianus, darf aber vor dem aktuellen Hintergrund der Corona-Pandemie gerne wieder ins Gedächtnis gerufen werden.
Und um Steve Jobs zu zitieren: "One more thing:" Die Fahne unseres Vereins zeigt auf der Rückseite das Bild der Rochuskapelle in unserem Heimatort. Der Hl. Rochus von Montpellier, dem diese Kapelle geweiht ist, wird wie der Hl. Sebastianus ebenfalls als Schutzpatron gegen die Pest angerufen!
Lasst uns also, auch wenn das Hochamt zum Titularfest diesmal ausfallen muss, an diesem Sonntag dem Patron unserer Bruderschaft sowie dem Hl. Rochus still, aber deswegen nicht weniger, gedenken.
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